Rekordflut am Kryptomarkt
Start von Bitcoin-ETFs versetzt Investoren in Euphorie – Gefahr durch Verzerrungen der Futures-Kurve
Der Start des ersten Exchange Traded Fund auf Bitcoin in den USA hat unter den Anlegern am Kryptomarkt eine gewaltige Euphorie ausgelöst. Allerdings warnen Strategen der Investmentbank Morgan Stanley bereits vor Verzerrungen am Terminmarkt, die durch die Struktur des neuen Produkts entstehen.
Von Alex Wehnert, FrankfurtDie Krypto-Bullen hat das Jagdfieber ergriffen: Im Zuge der Euphorie um den Start der ersten Bitcoin-ETFs in den USA fällt am Markt für Cyberdevisen ein Rekord nach dem anderen. Denn nicht nur die führende Digitalwährung markierte am Mittwoch bei knapp 67 000 Dollar ein Allzeithoch und ließ damit die Mitte April aufgestellte alte Bestmarke von knapp 65 000 Dollar hinter sich. Auch die Gesamt-Marktkapitalisierung aller umlaufenden Cyberdevisen war nie so hoch wie in der laufenden Woche – zeitweise lag sie in den vergangenen Tagen bei 2,7 Bill. Dollar.Ersehnter DurchbruchDiese Bestmarken gründen sich auf die Zuversicht der Marktteilnehmer, dass Kryptowährungen auf dem steinigen Weg zum Mainstream-Asset endlich der Durchbruch gelungen ist. Lange hatten Krypto-Befürworter eine Zulassung der US-Börsenaufsicht SEC für Exchange Traded Funds auf Bitcoin herbeigesehnt, da sie sich durch die Existenz regulierter Finanzprodukte in bewährter Form einen verstärkten Zulauf durch Privatanleger, vor allem aber durch institutionelle Investoren aus der Mitte der Wirtschaft erhofften. Denn für diese, so das Narrativ, stellten zentralbankunabhängige Kryptowährungen einen Inflationshedge dar, den sie aufgrund eines Mangels an gangbaren Investmentmöglichkeiten bisher nicht ausreichend wahrgenommen hätten.Nach seinem Debüt an der New York Stock Exchange (Nyse) am Dienstag traf der Futures-basierte Bitcoin Strategy ETF des Anbieters Proshares dann auch gleich auf eine enorme Nachfrage: Laut einer Mitteilung des Emittenten beendete er den Mittwoch mit einem verwalteten Vermögen von 1,1 Mrd. Dollar. Nie gelang es einem ETF schneller, die Marke von 1 Mrd. Dollar Assets under Management zu überschreiten, wie Daten des Analysedienstleisters Bloomberg Intelligence zeigen.Enorme AktivitätDabei kam es auch zu einer enormen Trading-Aktivität, bereits am ersten Tag überschritt der Handelsumsatz ebenfalls das Volumen von 1 Mrd. Dollar. Der BlackRock US Carbon Transition ETF stellt mit einem Trading-Volumen von 1,16 Mrd. Dollar nach seinem Debüt im April das einzige Vehikel in der Geschichte der New Yorker Börse dar, das einen aktiveren Start hinlegte. Allerdings war der Großteil der Handelsumsätze dabei laut den Analysten von Bloomberg Intelligence auf im Vorfeld geplante Orders institutioneller Investoren zurückzuführen und nicht auf organische Mittelflüsse.Der Proshares-ETF bestätigte seinen explosiven Start am Mittwoch, als das Trading-Volumen über die Marke von 1,2 Mrd. Dollar hinausschoss. Die Aktivität könnte sich indes bald auf mehrere Produkte verteilen, schon am Freitag soll ein Bitcoin-ETF des Assetmanagers Valkyrie an der Nasdaq den Handel aufnehmen. Der SEC liegen zudem weitere Anträge der Emittenten Van Eck, Galaxy, Advisor Shares und Bitwise vor, zu denen in den kommenden Wochen Entscheidungen anstehen.Das Proshares-Vehikel hatte die US-Börsenaufsicht implizit genehmigt, da sie nicht innerhalb der vorgeschriebenen Zeitspanne von 75 Tagen nach Antrag des Emittenten in den Listing-Prozess eingegriffen hatte. Ein ähnliches Vorgehen gilt unter Analysten auch bei anderen Futures-basierten Indexfonds als wahrscheinlich. Die SEC gibt Produkten mit Terminkontrakten als Underlying den Vorzug, da sie sich von diesen einen höheren Investorenschutz verspricht als von direkt in Bitcoin investierenden ETFs.